catch the moment

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Es gibt so Momente, in denen einem die leise Ahnung erfaßt, es könnte einem was entgleiten, wenn man sich nicht kümmert. Zum Beispiel all die schönen flüchtigen Bilder, die vollen Momente und kleinen Träume, die man einzufangen verpaßt, weil man sich seiner Kamera so schrecklich selten bedient. Weil die große zu schwer und klobig ist und nicht immer mitgeschleppt werden kann und ein noch so tolles, buntes Telefon zugegebener Maßen trotz Instgram keine wirkliche Kamera ersetzen kann und überhaupt, weil man durch den Alltag hetzt und bequem wird. Und plötzlich erkennt man es und denkt sich „Oh nein, das darf nicht sein! Festhalten!!!“ Denn sind nicht die verpaßten Bildern voller Träume auch irgendwie die eigenen Träume, die sich gerade zu verflüchtigen scheinen, weil man sich nicht mehr um sie kümmert?

In dieser Woche durfte ich mich an diesen wunderbaren Bildern meines alten Freundes Jens Notroff erfreuen, die  in mir dieses „Paß-auf-da-war-doch-noch-was-das-du-gerne-tun-wolltest-und-so-lange-vernachlässigt-hast-Gefühl“ aufschreien ließen. Als Archäologe kommt der Mann viel rum und ist vor allem im Nahen Osten und in Nordeuropa unterwegs. Auf seinem Blog  www.lettersfromthefield.com gibt er Einblicke in fremde Welten und Alltag anderer Kulturen, in spannenden Bildern festgehalten.

Die aktuellsten und hier gewählten Fotos aus seinem flickr-Album street life sind in Urfa/Türkei und in Berlin, seiner Heimatstadt, entstanden und geben authentisches Alltagsleben wieder. In beiden Städten geschäftiges Treiben, das aber unterschiedlicher kaum sein kann!

Marktgeschäft, flirrende Mittagshitze, stolze, lachende Herren mit faltigem, sonnengegerbtem Gesicht. Automatisch addiert man die Geräusche und Gerüche hinzu: Süssliches Fleisch in der Mittagshitze, Kräuter und Gewürze. Aufgeregtes, lautes Stimmengewirr, hier und da durchbrochen von Lachen und Geschrei. Quietschende U-Bahn-Räder, klappernde Schuhe auf von  Sommersonne erhitztem Granitsteinpflaster, Lautsprecherdurchsagen, die angenehme Kühle des Bahnhofgebäudes und Uringeruch. Vielleicht ist es gerade dieser Kontrast der Bilder, der aufhorchen und aufschreien läßt? „Vorsicht, wir könnten was verpaßen!“

Ich für meinen Teil versuche dem entgegenzuwirken und meinen kleinen Leidenschaften wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Nach kurzer über Facebook abgehaltener Kamera-Beratungsstunde mit dem hier vorgestellten Fotografen habe ich seoben ein neues, kompakteres Modell bestellt. In Zukunft gibt’s also keine Ausreden mehr und viele neue Bilder meinerseits werden hoffentlich in Kürze folgen! (Jens, es wurde die kleine Schwester! :) )

In diesem Sinne: Catch the moment!

 

Urfa/Türkei – alle Bilder Jens Notroff,  http://about.me/jens.notroff, http://www.vagabondslog.com

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Berlin – alle Bilder Jens Notroff,  http://about.me/jens.notroff, http://www.lettersfromthefield.com

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Nahaufnahme

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Manchmal lohnt es sich, ein klein bisschen näher zu treten und die Welt in Nahaufnahme zu betrachten. Der Teufel liegt bekanntlich im Detail und gerade hier gibt es viel Schönes zu entdecken, oftmals auf dem zweiten Blick und oftmals vom Rest unerkannt.

Daher ein kleiner Nachtrag zum Thema Amsterdam – wunderbare Strukturen, Oberflächen, Materialien, Farben und Formen, entdeckt im Rijksmuseum und im Stedelijk Museum.

Tret‘ ein bisschen näher!

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Vertraute Tristesse – Jeff Wall in der Pinakothek der Moderne

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A fight on the sidewalk – 1994

Bereits letzten Mittwoch war die Vernissage zur Ausstellung von Jeff Wall. Ein Teil seiner Werke – größtenteils jene, die bei Münchener Sammlern ein Zuhause gefunden haben – sind noch bis 9. März 2014 in der Pinakothek der Moderne Münche  zu besichtigen.

Auch wenn bereits einige Tage ins Land gestrichen sind, will ich es nicht versäumen ein paar Bilder und Eindrücke nachzureichen und auf die Ausstellung hinzuweisen. Denn es lohnt sich.

Jeff Wall ist ein ruhiger, unaufgeregter Typ. Und gerade durch diese Art auch sehr sympathisch. Während Kuratoren und Förderer Eröffnungsreden hielten, die – wie so oft – mit ein paar ausgetauschten Passagen auch für die Diplomfeier oder das 60igste Betriebsjubiläum herhalten könnten (und demzufolge eher inhaltsleer und unpersönlich klangen), begnügte sich Wall selbst mit zwei, drei kurzen netten Sätzen. Sehr angenehm!

Ähnlich sind auch seine ausgestellten Werke. Kein großes Theater, kein riesen Drama. Oft fast banal. Und doch irgendwie packt es dich! Tief innen. Weil das Gefühl so vertraut ist. Und sofort greifbar beim Blick auf die Lichtboxen. Fast springt es einem entgegen. Nicht mahnend, nicht fordernd, nicht animierend. Aber irgendwie brutal. Weil man es doch einfach so gut kennt. Diese zäh verrinnende Zeit, dieser trostlose Gang, diese Gleichgültigkeit. Und irgendwie wäre es auch belanglos und nicht erwähnenswert, würde nicht gleichzeitig dieses unbändige Tier knurrend an der Kette zerren – diese Sehnsucht nach Veränderung und Erlösung.

Jeff Wall – Pinakothek der Moderne München, noch bis 09.03.2014

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A Villager from Aricaköyu arriving in Mehmutbey – 1997

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The Eviction – 1988

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Cyclist – 1996

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Jell-O – 1995

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The Thinker – 1986

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Restoration – 1993

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The Smoker – 1986

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Some beans – 1990

Take me to… Köln

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Häääh? Wie??? … Ja, ja – richtig gelesen! Köln! Diese rheinische Frohnatur.

Aus aktuellem Anlass. Ich hab‘ nämlich eben ein paar Tage dort verbracht. Für Stockholm, London, Mailand, Madrid, die noch auf Ausarbeitung warten, aber aus Zeitgründen noch in meiner Schublade – oder besser in meinem Hirn – schlummern, fand ich bisher noch nicht die nötig Muße. In meinem Langzeitgedächnis abzutauchen bereitet mir gerade zuviel Mühe. Daher plansche ich lieber in den seichten  Gefilden meines Kurzzeitgedächnisses. Da bekomme ich noch schnell was zusammen. Und deshalb heute mal Köln!

Bisher war ich noch nie in meinem Leben dort. Keine Ahnung wieso. Vielleicht hielt mich dieser überall auftauchende Satz bereits dort gewesener “Naja, die Stadt hat außer dem Dom nicht so viel zu bieten, aber die Leute sind alle unheimlich freundlich drauf!” einfach davon ab. “nicht viel zu bieten…”. Mhhh… “alle unheimlich freundlich drauf…!” Oh, Schreck!

Wenn man herkunftsbedingt den maulfaulen Berliner gewöhnt ist, bei dem das Ausbleiben einer Pöbelei schon mal als Nettigkeit gedeutet werden kann, empfindet man derartige Aussagen eher als befremdlich. Was soll das denn heißen „unheimlich freundlich drauf!“ ? Laufen die das ganze Jahr grinsend mit Karnevalshütchen durch die Gegend und werfen Kamelle?

Nun ja, da ich nach mehreren Stunden Stau, zehn Uhr abends und völlig unterzuckert im Hotel ankam, war ich eher auf Krawall gebürstet (Wie gesagt, nicht gepöbelt ist bereits eine Nettigkeit) und die beiden ersten, die ich traf, waren schnell in der Kategorie „Arschloch!“ abglegt. Doch nicht alle gut drauf hier.

Kurz Zeit später fand ich mich in einem super leckeren Burger-Laden wieder, hatte etwas Rind und mein erstes Kölsch im Bauch und war gerüstet, um meinen Freunden unter die Augen zu treten und ins Nachtleben zu starten.

Nun gut, was soll ich sagen… Es waren zweieinhalb super Tage, mit alten und neuen Freunden und vielen netten und einigen sehr netten Leuten. Zwei von ihnen haben es sogar bis in meinen Facebook-Freundeskreis geschafft. Und da nehme ich nicht gleich jeden auf! Ich hab‘ das Wochenende sehr genossen! Nun ja, meistens… So durchzechte Nächte fühlen sich ab einem gewissen Zeitpunkt ziemlich böse an. Aber ansonsten freue ich mich definitiv auf ein weiteres Mal.

Übrigens gibt es wesentlich mehr als den Dom. Schaut es euch an (auch wenn die Bilder diesmal leider nicht in bester Qualität sind)! Vor allem in der Gegend am Rheinauhafen entsteht viel spannendes – neue Architektur, die in ihrer Formensprache ihren lokalen Bezug nicht verliert. Auf jeden Fall mal ein Ausflug wert.

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Urbanized – watch it!

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Als erstes vorweg: Falls Du jetzt wild auf dem Titelbild rumklicken solltest, lass es sein! Den Trailer zum Film findest Du unterm Beitrag.

Urbanized, ein Dokumentarfilm von Gary Hustwit, ist unbedingt sehenswert!

Unsere Welt verändert sich, schnell wie nie zuvor! Mittlerweile leben bekannter Weise mehr als die Hälfte aller Menschen in Städten. In Ballungszentren entlang unseres Globusses vollziehen sich rasante, faszinierende und auch erdrückende Veränderungen.

Landschaft im Wandel – sie wächst oder verschwindet, explodiert oder resigniert.  Während in Asien Megastädte aus allen Nähten platzen, veröden in Amerika Großstädte wie Detroit, dessen frühere Wirtschaftsstärke aus der Automobilindustrie hervorging. Welchen enormen Einfluss haben Globalisierung und Nachfrage auf unseren Lebensraum und in welcher Form kann darauf reagiert werden?

Schnell macht Urbanized klar, dass vieles auf der Welt uns doch vereint und gemeinsam ist – doch auch, dass uns teilweise Welten trennen! Mobilität, Dichte, Schnelllebigkeit, Konsum, Wirtschaft, Lebensraum. Das bedeutet Großstadt. Wie ist das vereinbar mit dem Bedürfnis nach Schutz, Selbstverwirklichung, Privatsphäre, sozialer Gemeinschaft? Haben wir eigentlich überall auf der Welt die gleichen Bedürfnisse? Welche urbanen und sozialen Strukturen entwickeln sich in diesem Umfeld – gewollt und geplant, ungewollt und zweckbedingt oder auch ganz nebenbei? Welche Ansprüche haben wir an unseren Raum?

Urbanized zeigt, das Leben kann unterschiedlicher nicht sein! Gegen Slumbewohner in Mumbai, die sich zu 600 eine Toilette teilen, wirken Stuttgart21-Protestanten für die Erhaltung eines Stadtparks fast lächerlich! Und trotzdem, jede Auseinandersetzung mit dem Ort und jeder damit einhergehende  Drang nach Veränderung, egal ob im gediegenen Europa oder engen Asien, hat seine Berechtigung, Wichtigkeit und ist gar eine Notwendigkeit.

Auch Mobilität ist ein wichtiger Faktor der Städte, die allerdings oftmals kurz vorm Verkehrskollaps stehen. Gerade in Amerika gilt das Automobil als Maß aller Dinge, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Städtebau orientiert sich hier seit der Glorifizierung der Mobilität in den 50iger/60iger Jahren nicht am Maßstab Mensch, sondern am Auto. Gerechnet wird nicht in Gehminuten, sondern in Automeilen, dem weitläufigen Platzangebot sei Dank. Was zwangsläufig dazu führt, dass der urbane Raum jeglicher Qualität entbehrt und ausserhalb des Autos nicht fassbar scheint. Es scheint nur Infrastruktur zwischen einzelnen Sprawls zu geben, Verkehrsachsen zwischen monotonen, am Reissbrett designten Vororten, Industrie und Downtown. Öde, trostlose Landschaften, Zerrissenheit, Leblosigkeit. Ein krasser Gegensatz zu den Bildern aus Asien und Afrika.

Urbanized dokumentiert alles: urbane Enge und weitläufige, streng geplante Zerrissenheit, fast schon erdrückende Lebendigkeit und ebenso erdrückende Öde, Luxusprobleme und existentielle Nöte. Und auch wird deutlich, dass guter Städtebau – so gut durchdacht er auch sein mag – nicht allein am Reissbrett entsteht (siehe z.B. Oscar Niemeyer und Brasilia). Im Gegenteil, dass es einzig und allein der Mensch in seinem alltäglichen Handeln und sozialem Gefüge ist, der Stadtraum qualitativ verändert, vorantreibt und zu kreativen Lösungsansätzen zwingt.

Unsere Städte werden sich immer schneller transformieren, und auch immer wieder neu. Auch wenn unsere bauliche Struktur behäbig und statisch sein mag, das Leben in den Städten ist es nicht! So ist es die Hauptaufgabe sich von starren Mustern zu verabschieden und flexibel und kreativ auf unser sich ständig änderndes Leben zu reagieren.

Urbanized –  a documentary film by Gary Hustwit:  Der Film betrachtet aktuelle Stadtenwicklungen weltweit – Probleme der Globalisierung, Lösungsansätze im Städtebau und dazu tolle Bildern. Mit Interviews mit Stadtplanern, Politkern und Architekten (u.a. Koolhaas, Foster, Niemeyer)

http://urbanizedfilm.com/trailer/

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